Warum die Neumondsichel am 30. Tag von Safar in Deutschland nicht sichtbar war
Gestern war der 30. Tag des Monats Safar. Viele wunderten sich, warum die Neumondsichel in Deutschland nicht mit bloßem Auge sichtbar war – einige fragten sogar scherzhaft: „Wo ist der Mond?“ oder „Wurde der Mond geklaut?“. Eine berechtigte Frage, da der Mond schon 34 Stunden alt war und eine Beleuchtung von fast 2,5% hatte.
Die Erklärung ist ganz einfach:
Die Rolle der Ekliptik und der Mondbahn
Die Bahn des Mondes ist gegenüber der Ekliptik – also der scheinbaren Sonnenbahn – um bis zu etwa 5 Grad geneigt. Je nach Jahreszeit und Erdneigung ist die Stellung des Mondes nach Sonnenuntergang für uns in Deutschland besonders ungünstig.
In solchen Zeiten steht die Mondsichel sehr tief über dem Horizont. Das führt dazu, dass sie hierzulande selbst an klaren Tagen nur schwer oder gar nicht sichtbar ist – teilweise sogar für mehrere Abende hintereinander.
Unterschied zwischen Nord- und Südländern
Während die Mondsichel in Deutschland nach Sonnenuntergang nur rund 3 Grad über dem Horizont stand, erreichte sie z. B. im Jemen etwa 10 Grad Höhe. Das ist ein entscheidender Unterschied: • In Ländern südlich von Deutschland (Süd-Europa, Nordafrika, Naher Osten) bestehen bessere Chancen für eine Beobachtung. • In Mitteleuropa dagegen bleibt die Sichel oft unsichtbar oder ist nur mit optischen Hilfsmitteln zu erfassen.
Keine Panik: Das ist ganz normal
Es ist also völlig normal, dass die Mondsichel hierzulande für 2–3 Tage nicht sichtbar ist. Unser Mond wurde natürlich nicht „geklaut“ – es handelt sich um eine ganz normale Erscheinung in der Astronomie.
Monatsanfang im islamischen Kalender
Am islamischen Monatsanfang ändert sich dadurch nichts. Da islamische Monate nur 29 oder 30 Tage haben können, ist ein 31. Tag ausgeschlossen.
Bedeutung der globalen Sichtung
Gerade solche Situationen zeigen, warum es wichtig ist, nicht ausschließlich nach der lokalen Sichtung zu gehen, sondern auch die globalen Sichtungen zu berücksichtigen. Würde man nur auf Deutschland schauen, müsste man in manchen Jahren mehrere Monate nacheinander immer auf 30 Tage vollenden.
Natürlich heißt "globale Sichtung" nicht, dass man jeder Meldung blind vertraut. Jede Sichtungsnachricht muss sorgfältig geprüft und im astronomischen Kontext eingeordnet werden.
Sichtungen aus verschiedenen Ländern
- Jemen: Sichel klar sichtbar, ca. 10° Höhe nach Sonnenuntergang
- Jordanien: sichtbar mit bloßem Auge bei 8° Höhe nach Sonnenuntergang
- Irak: sichtbar mit bloßem Auge bei 7° Höhe nach Sonnenuntergang
- Deutschland: Keine Sichtung mit dem Auge möglich, auch nicht mit optimalen Bedingungen. Mondhöhe 3° nach Sonnenuntergang. Nur mit optischen Hilfsmitteln sichtbar. Wir konnten die Sichel durch das Teleskop sehen.
Aufnahme aus Jemen
Aufnahme aus Jordanien
Aufnahme aus Irak
Aufnahme aus Deutschland